Statue of Limitations, 2018 - 2022
Humboldtforum Berlin
Kang Sunkoo – ein in Basel lebender Künstler und Architekt gewann den vom Humboldt Forum ausgeschrieben Kunst am Bau Wettbewerb.
Die Arbeit Statue of Limitations ist eine zweiteilige schwarz patinierte Bronzeplastik, die an zwei Orten gleichzeitig steht: In der Treppenhalle des Humboldt Forums in Berlin-Mitte und auf dem Nachtigalplatz des Afrikanischen Viertels in Berlin-Wedding. Die Plastik stellt einen Fahnenmast dar mit einer Trauerbeflaggung auf Halbmast. Exakt auf halber Höhe geteilt, durchstösst die untere Hälfte die oberste Decke des Berliner Schlosses und die obere Hälfte den Boden des Nachtigalplatzes, genau auf der architektonischen Symmetrieachse beider Orte.Im zum Nachtigalplatz benachbarten Volkspark Rehberge war zu Zeiten des deutschen kolonialistischen Aktivität eine einem Tierpark ähnelnde Anlage geplant, die Menschen und Tiere aus den Kolonien in Gefangenschaft ausstellen sollte. Durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs wurde diese Planung nicht umgesetzt. Noch heute prägen die kolonialistischen Strassenamen den Ort, wie auch der Nachitgalplatz, benannt nach Gustav Nachtigal, der als Reichkommissar die Gründung der deutschen Kolonien in Afrika vollzog. Die Planung der Bezirksregierung diesen Platz und zwei weitere Strassen umzubenennen, stösst in Teilen der Bevölkerung auf vehementen Widerstand.
Im Humboldt Forum, im rekonstruierten Schloss des Deutschen Reiches und somit auch das ehemalige architektonische Zentrum der deutschen Kolonialherrschaft, wird heute die “aussereuropäische Sammlung” der Stiftung Preussicher Kulturbesitz in den Räumen des Ethnologischen Museums und dem Museum für Asiatische Kunst ausgestellt. In diesen Sammlungen befinden sich unzählige Objekte und menschliche Überreste, die im kolonialen Kontext angeeignet wurden. Der Titel Statue of Limitations ist eine Abwandlung des Begriffs ‘Statute of Limitations’, der in der englischen juristischen Sprache ‘Verjährung’ bedeutet. Seit der ‘UN Konvention über die Nichtanwendbarkeit von Verjährungsvorschriften auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit’ von 1968, ist die strafrechtliche Verfolgung von Völkermord von Verjährung ausgenommen.
Kangs Beitrag wurde 2018 im Rahmen eines vom Bund ausgeschriebenen, offenen und anonymen Kunst-am-Bau Wettbewerb für das Humboldt Forum, gegen die Stimme des Nutzers, durch eine mehrheitlich unabhängige Jury mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Hier sehen Sie Bilder von der Montage der fertig gegossenen Bronzeteile für den zweiten Teil der Skulptur. Die schwarz patinierte Bronzeplastik in Form einer Flagge auf Halbmast ist das Ergebnis Kang Sunkoos künstlerischer Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und dem Humboldt Forum.
Lesen Sie mehr: Interview Kang Sunkoo in der Berliner Zeitung