Vorwort Eberhard Diepgen anlässlich der Bucherscheinung „Bronzegiesserei Noack“ 1993 im Ravensburger Verlag.
Im Grenzbereich zwischen Handwerk und Kunst sind Kenntnis und Einfühlungsvermögen, Fertigkeit und Erfindergeist gleichermaßen notwendig. Die Bildgiesserei Hermann Noack ist seit vielen Jahrzehnten und weit über die Grenzen Berlins hinaus dafür bekannt, daß sie mit großem Erfolg in diesem Grenzbereich arbeitet.
Plastiken und Figuren aus dem kleinen, doch gediegenen Betrieb markieren besondere Orte in unserer Stadt. Da ist die Amazone im Tiergarten, da sind die großen Werke von Henry Moore vor der Nationalgalerie und vor der Akademie der Künste. Da ist aber auch der Bär an der Autobahn, die von Südwesten nach Berlin hineinführt. Er begrüßte Heimkehrer und Gäste. Er ist ein unauffälliges, doch vielen bekanntes Wahrzeichen unserer Stadt.
Hergestellt wurden all diese Figuren in einem Familienbetrieb, dem immer wieder die seltene Verbindung von künstlerischer Ambition und handwerklicher Perfektion gelingt. Berlin verdankt der Bildgiesserei Noack die Verwirklichung künstlerischer Ideen und damit manche Stelle mit einer besonderen Atmosphäre.
Die Verbindung zwischen der Gießerei Noack und ihrer Heimatstadt besteht seit vielen Jahrzehnten und gerade durch die großen Wahrzeichen Berlins: Nachdem die Quadriga auf dem Brandenburger Tor im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden war, stellte die Werkstatt eine neue her. Die Viktoria am Großen Stern, von den Berlinern auch „Gold-Else geheißen, verdankt ihren glänzenden Gesamtzustand ebenfalls den Fachleuten des Hauses Noack.
Wahrzeichen und Symbole bringen Gemeinsamkeiten und das Gefühl von „Identität“ zum Ausdruck. Und sie schaffen uns einen Zugang zur Vergangenheit. Denkmäler wie das Ehrenmal des 20. Juli 1944 lassen uns innehalten und rufen uns zur Erinnerung auf. Ernst Reuter ist unvergessen; die „Flamme“ die sein Andenken bewahrt, sorgt dafür, daß auch spätere Generationen an ihn denken werden.
Für die Zukunft sind der Werkstatt Erfolg und Anerkennung in einem Maß zu wünschen, das der Vergangenheit in nichts nachsteht. Denn die feste Verwurzelung der Bildgiesserei Noack in Berlin macht unserer Stadt nicht nur Ehre, sie bietet auch interessierten jungen Menschen die Möglichkeit, einen Beruf mit besonderem Anspruch in einer der anerkanntesten Bildgiessereien zu lernen. Betriebe wie die Bildgiesserei Noack sind selten geworden. Und in gewisser Hinsicht sind sie heute selbst, was sie selbst herstellen: Kunstwerke.
Fotos unten: Henry Moore und Hermann Noack III